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Von Kamloops Kanada mit dem Rad bis in die USA
Von Costa Rica ging es Mitte April mit dem Flugzeug nach Kamloops im Westen Kanadas. Verglichen zu dem riesigen Flughafen in Vancouver, ist der in Kamloops winzig klein.
Er schien dennoch gerade groß genug zu sein, dass mein Gepäck verloren gehen konnte. Meinen Fahrradkarton nahm ich nach meiner Ankunft bei der Sperrgepäckstelle in Empfang, von meinem normalen Gepäckstück fehlte jedoch jede Spur.
Jedes Mal, wenn ich Streckenabschnitte mit dem Flugzeug zurücklegte, ging ich nach dem gleichen „Packsystem“ vor und es entstand eine Art Routine:
Zuerst besorge ich mir einen leeren Pappkarton, der groß genug für mein Fahrrad war. Normalerweise findet man einen Solchen ohne Probleme in jedem Fahrradgeschäft, da neue Räder meistens darin verpackt geliefert werden. Wenn mal kein Fahrradgeschäft in der Nähe ist, eignen sich auch Kartons von Fernsehern wunderbar für diesen Zweck. Fernseher haben in den letzten Jahren eine unvorstellbare Größe angenommen, sodass ein Fahrrad ohne Weiteres in dem Verpackungskarton Platz findet.
Um das Fahrrad so kompakt wie möglich zu verpacken, demontiere ich Vorderrad und Pedale, nehme die Sattelstange mit Sattel heraus und drehe den Lenker längs zum Rahmen. So kann ich das Fahrrad meist ohne Probleme in den Karton stellen. Um es ein bisschen auszupolstern, werden die Freiräume mit Zelt, Schuhen, Trinkflaschen und Ähnlichem ausgefüllt. Mein restliches Gepäck, also die Packtaschen, stelle ich immer in eine große Tragetasche, wie man sie vom IKEA Einrichtungshaus kennt und verschnüre sie so eng wie möglich mit einem Spanngurt. Der Inhalt meiner Lenkertasche, mein Laptop und eben alle wichtigen Dokumente kommen in meinen Leichtgewichtsrucksack, den ich als Handgepäckstück mitnehme.
Am Flughafen in Kamloops war also mein Fahrradkarton angekommen, mein normales Gepäck fehlte jedoch. Glücklicherweise konnte die Dame am Informationsschalter schnell herausfinden, dass mein Gepäck bei einen meiner Umstiege in einem falschen Flieger gelandet war und somit nun auch seine Runden auf einem Gepäckband an einem falschen Flughafen machte. Sie erfragte die Adresse, wo ich mich aufhalten würde und versicherte, dass es mir am darauf folgenden Tag zugestellt werden würde. Und so war es dann auch. Dennoch ist es erst einmal kein so schönes Gefühl, wenn das Wenige, mit dem man die ganze Zeit unterwegs ist und welches man auch ganz sicher alles benötigt, um draußen und unterwegs „überleben“ zu können, auf einmal weg ist. Gefühlt baut man mit jedem einzelnen Gegenstand über diese lange Zeit eine Beziehung auf, kennt es in- und auswendig. Alleine die Vorstellung, dass zum Beispiel mein Fahrrad, mit dem ich, glaube ich, die innigste Beziehung aufgebaut habe, von einem auf den anderen Moment mal einfach weg sein könnte, bereitet mir immer noch Bauchschmerzen und macht mich richtig traurig. Dazu ist es glücklicherweise bis jetzt (mehr als fünf Jahre später) noch nicht gekommen.
In der Nähe von Kamloops besuchte ich meine Freundin Cathy, die ich von meinem fünf-monatigen Kanada Aufenthalt im Jahr 2011 kannte. Nur durch diesen Umstand war es mir möglich, am Flughafen eine Adresse anzugeben, als die Dame mich fragte, wohin das Gepäck geliefert werden solle. Erst während meiner Zeit bei Cathy, fing ich an, Karten zu studieren und mich mit einer groben Routenplanung für die USA zu beschäftigen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Vancouver würde ich von dort über die Grenze in die USA einreisen und würde mich mit meinem zuvor beantragten Visum fünf Monate dort aufhalten dürfen. Für Ende September hatte ich einen Flug von Minneapolis nach Hawaii gebucht. So viel wusste ich. Alles dazwischen war völlig offen.
Je länger ich mich mit der Recherche von Routen in den USA beschäftigte, desto mehr Orte, Nationalparks und Staaten wollte ich besuchen. Ich war zuvor noch nie wirklich im Westen der USA gewesen und erst jetzt merkte ich, dass die meisten Nationalparks und ein großer Teil der interessantesten oder bekanntesten Orte der USA sich dort im Westen befinden. Auf eine Detailplanung verzichtete ich, wie in den vorherigen Ländern auch. Ich machte mir allerdings ein Ranking der Nationalparks und markierte sie auf meiner Karte.
Ich war gespannt, wie viele davon ich schlussendlich wirklich besuchen würde. Am 10. Mai fuhr ich mit meinem Rad über die Grenze - Welcome to the USA!
Liebe Grüße aus der Schweiz und einen tolles 2022!
Eure Mina